Risco
Der mächtige Rüde lag auf einem alten Sofa auf dem Schrottplatz und hatte die Augen geschlossen, doch seine zuckenden Ohren verrieten, dass ihm kein Geräusch entging. Um seinen Hals war ein Stachelhalsband, welches mit einer Kette verbunden war. Sobald diese zu ende war, wurde er unsanft daran erinnert. Aber es störte ihn nicht. Weder der Druck um seinen Hals, noch die Spitzen Stacheln, die sich in seine Haut bohrten.
Risco wartete darauf, dass etwas passierte. Diese endlose langweile, die ihn heimsuchte brachte ihn fast um den Verstand und er wünschte, er könnte die Zähne endlich wieder in etwas lebendiges schlagen. Aber seit er sich letzte Woche los gerissen und sich auf die junge Zweibeinerin gestürzt hatte, die mit weiteren Zweibeiner eine Art Mutprobe auf dem Schrottplatz hatte unternehmen wollen, hatten sich die Auflagen für ihn verstärkt. Tagsüber musste er ab jetzt an der Kette oder im Zwinger bleiben und durfte erst bei Nacht seinem Bewegungsdrang freien lauf lassen.
Als er ein Geräusch hörte, riss er seinen breiten Kopf hoch und sprang Kampfbereit auf die Beine. Die Muskeln der Rüden schienen, als würden sie die Haut sprengen wollen. Als er eine Bewegung wahrnahm, machte er einen Satz nach vorne, stoppte aber im letzten Moment, als er seinen Herrn erkannte. Mit einem leisen Winseln legte Risco sich vor die Füße des Zweibeiners, wurde mit einem saftigen Steak belohnt und begann sogleich, es zu verspeisen, während sein Besitzer ihn zufrieden beobachtete.